50 Jahre Funktionärstätigkeit beim TSV-Ost – ein Rückblick

Es ist ziemlich genau 50 Jahre her, als ich im Jahr 1973 ein erstes Ehrenamt im TSV Ost übernommen habe – als Abteilungsleiter Basketball. Vorsitzender des Hauptvereins war damals Michael Esterl aus der Tischtennisabteilung. Seit diesem Tag habe ich dem TSV Ost ohne Unterbrechung ehrenamtlich in unterschiedlichsten Tätigkeiten zur Verfügung gestanden, sei es als Abteilungsleiter, als Vorsitzender des Teams Fröschenthal, als stellvertretender Vorstand zuständig für Jugend und Sport, als verantwortlicher Leiter aller Bau- und Festausschüsse, letztlich 36 Jahre ohne Unterbrechung als 1. Vorsitzender des TSV Ost.

In diesen Jahren habe ich mit dem TSV Ost Vieles und überwiegend Positives erlebt, seit einigen Jahren habe ich vergeblich um eine ehrenamtliche Nachfolge im Amt des verantwortlichen 1. Vorsitzenden des Vereins geworben – leider war über Jahre hinweg niemand bereit, mich in dieser stets unbezahlten, sehr zeitaufwändigen und überaus verantwortungsvollen Tätigkeit zu beerben.

Als Folge dieser dauerhaft fehlenden Bereitschaft zur Übernahme – nicht nur – dieses Vorstandsposten habe ich den zuständigen Vereinsgremien eine Umwandlung der Führungsstruktur des gemeinnützigen Sportvereins vorgeschlagen, was letztendlich durch sorgfältig erarbeitete Beschlüsse der zu befassenden Vereinsorgane sowie entsprechender Satzungsänderungen jetzt im Sommer 2023 umgesetzt werden konnte.

Somit beende ich mit dem heutigen Tag, nach insgesamt 50 Jahren, meine ehrenamtliche Tätigkeit als  Vereinsfunktionär und besonders als 1. Vorsitzender des TSV München-Ost.

An dieser Stelle sei es mir erlaubt, ein Resümee über diese langjährige Tätigkeit für den TSV Ost zu ziehen.

Ein Ehrenamt auszuüben ist nicht nur ehrenvoll, Dankesbekundungen darf man nicht im Übermaß erwarten, Anerkennung muss man sich erarbeiten.  Leider ist es unumgänglich, bei der Führung eines großen Sportvereins mit vereinseigenen Anlagen ständig Entscheidungen treffen zu müssen, Entscheidungen, die naturgemäß nicht immer die Zustimmung aller Mitglieder im Verein finden (können). Leider äußern sich, in sehr geringem Umfang und meist in Unkenntnis der Sachlagen, nur gelegentlich Vereinsmitglieder zu solchen Entscheidungen, meist uninformiert und unsachlich, leider auch gelegentlich verleumderisch und beleidigend, leider meist nicht direkt, sondern sehr oft „hinter dem Rücken“ der jeweils Betroffenen, da sich unsere Gesellschaft (nicht nur über Social Media) zunehmend anonymer Kritik und gar Verunglimpflichung bedient. Das ist nicht schön und erinnert mich an eine Aussage meines Vorgängers im Amt des 1. Vorsitzenden, Hans Dürkop, bei der Amtsübergabe an mich im Jahr 1987 : „ … leider  zerbröckeln in dieser Tätigkeit bestehende Freundschaften, ja einige verwandeln sich sogar in Feindschaften …!“.  Leider musste ich ähnliche Entwicklungen auch miterleben.

Bei meiner 40-jährigen Vorstandsarbeit hatte ich das große Glück, mit sehr vielen interessanten Menschen, nicht nur im Verein, zusammen arbeiten zu dürfen, viele neue Menschen kennenlernen zu können und mich mit vielen Menschen vertrauensvoll auszutauschen, z.B. mit unseren ehemaligen Vereinsvorständen und Vorstandsmitgliedern (Hans Dürkop, Karl Kienmoser, Sepp Heintz, Peter Widmann, Lu Köhler, Marco Terrazzino, Rolf Eichinger, Richard Kick, Gerhard Neubauer, Matthias Geiger, Andi Hesse, Florian Schanzleh), langjährigen Mitarbeiterinnen in der Geschäftsstelle (Inge Barganz, Marion Lizon, Astrd Maier, Edith Tschiers), langjährigen Mitarbeitern als Haus- und Platzwart (Hans Flohr, Heini Kremml, Wolfgang Schnura, Hans Hötzl, Karl Gschlössl, Urim Ljamalari), mit Leitern des Teams Fröschenthal (u.a. Sepp Heintz, Sepp Baierlein, Ernst Schindler, Helga Heinzinger), langjährigen MitstreiterInnen bei Kinder- und Jugendlagern im Fröschenthal (u.a. Rainer Garschhammer, Adi Doletzel, Babsi Thürnagel, Marco Terrazzino, Bernd Schwarzwälder, Hanni Eichinger, Anneliese Hesse, Annette Widmann, ich selbst war in den 80-ger und 90-ger Jahren 16 Jahre daran beteiligt), sowie mit einer Vielzahl von Betreibern unserer Vereinsgaststätte (u.a. z.B. Fam. Adi Halbritter, Fam. Peter Müller, Christian Härtl, Caro Jungbluth und Hermann Hetzmannseder, Dele Roch, Toni Iannone – alle Pachtverhältnisse scheiterten leider nach einigen Jahren an fehlender Zuverlässigkeit bei den Pachtzahlungen – deshalb sind auch als Hauptpächter nach langen Jahren die Brauereien Löwenbräu und Ayinger ausgestiegen) sowie einer Vielzahl von Abteilungsfunktionären, Übungsleiterinnen und Übungsleitern und sonstigen freiwilligen Helfern bei der Vereinsarbeit – allen an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön!

Sowohl als Vereinsvorsitzender als auch als durch die Münchner Sportvereine gewählter Vertreter der Münchner Sportszene (24 Jahre als Vorsitzender des Sportbeirates und 20 Jahre als Vorsitzender des BLSV-Kreises München-Stadt) hatte ich über die Jahre mit vielen Vertreterinnen und Vertretern von Behörden in Stadt und Freistaat,  z.B. Sportverbänden (u.a. den BLSV-Präsidenten Peter Kapustin, Günter Lommer, Jörg Ammon) und der überwiegend kommunalen Politik intensiven Kontakt, z.B. den verschiedenen Oberbürgermeistern (E. Kiesl, G. Kronawitter, C. Ude, D. Reiter), den SportbürgermeisterInnen (Klaus Hahnzog, Gertraut Burkert, Christine Strobl, Verena Dietl), den SportreferentInnen der LH München (Albert Loichinger, Elisabeth Weiss-Söllner, Rainer Schweppe, Beatrix Zurek, Florian Kraus), den Sportamtsleitern (Erwin Kuffner, Rudi Behacker, Günter Schwarz, Jürgen Sonneck) sowie den sehr vielen Stadträtinnen und Stadträten aller im Rathaus vertretenen Fraktionen – durchaus interessante und bereichernde Erfahrungen.

40 Jahre Vorstandsarbeit im Verein bedeuteten, neben der eigentlichen regulären Vorstandsarbeit, verantwortlich eine Vielzahl kleiner und großer Baumaßnahmen anzustoßen, zu planen, zu begleiten und zu organisieren (u.a. z.B. Sanierungen der Sportfreianlage in den Jahren 1984, 2000 und 2013, Planung und Durchführung kostspieliger Baumaßnahmen, z.B. Neubau des Gaststättentraktes 1991 – 1993, Neubau der Dreifachsporthalle 2019 – 2021). Meine bestehenden umfangreichen Kontakte, besonders zur LH München und dem BLSV, waren hierbei oft sehr hilfreich.

Dazu gehörten aber auch der schmerzhafte jedoch brandschutzauflagenbedingte unvermeidbare Verkauf des Anwesens Fröschenthal im Jahr 2018, vielfache Anpassungen/Änderungen der Satzung (u.a. Einführung des Delegiertensystems, Änderungen der Führungsstruktur im Jahr 1985, Schaffung der Grundlagen für eine hauptamtliche Geschäftsführung im Jahr 2018 sowie eines hauptamtlichen Vorstandes im Jahr 2023). Verbunden damit sind  nennenswerte Entwicklungen der Mitgliedschaften  (z.B.  knapp 2.000 bei meinem Amtsantritt im Jahr 1986 und ca. 4.200 im Jahr 2023), die Bewältigung von Pandemie und Energiekrise und die, besonders damit verbundene, unabdingbare  Steigerung der Jahresumsätze – all dies konnte stets in guter Zusammenarbeit mit den zuständigen Vereinsgremien  bewältigt werden.

In meiner langjährigen Tätigkeit als Vereinsfunktionär des TSV Ost habe ich persönlich eine Vielzahl von Ehrungen unterschiedlichster Institutionen verliehen bekommen, die aufzuzählen müßig ist. Aus dieser Vielzahl haben für mich besondere Bedeutung die Verleihung des Goldenen Ehrenrings der LH München,  die höchste Auszeichnung für besondere Verdienste für den Sport in München (2012), die Verleihung „München Leuchtet in Gold“ (2018) durch die LH München für besondere Verdienste für die Stadtgesellschaft in München sowie die Ernennung zum Ehrenvorsitzenden des TSV Ost.

Ehrenamtliche unentgeltliche Tätigkeit, zunehmend unterstützt durch hauptamtliche Zuarbeit, ist für das Bestehen des Sportes in München, Bayern und Deutschland unentbehrlich, ohne diese könnte unsere Gesellschaft das bestehende System nicht finanzieren.

Ehrenamtliche Tätigkeit bedeutet in jedem Fall teilweise Verzicht auf persönliche Freizeit, Zurückstellung sonstiger eigener Interessen, sehr viel Toleranz seitens LebenspartnerInnen und Familie, dient der Gesellschaft, schafft jedoch durchaus persönliche Befriedigung und stellt eine persönliche rein immaterielle Bereicherung dar – auch wenn durch das Verhalten einiger weniger (uneinsichtiger, unsolidarischer und uninformierter) Menschen die Lust aufs Ehrenamt gelegentlich getrübt wird.

Ich habe alle meine ehrenamtliche Tätigkeit für den TSV Ost sehr gerne erbracht und hoffe, dass Haus gut bestellt und wohl geordnet übergeben zu haben.

Ich wünsche „meinem“ TSV Ost für die Zukunft alles Gute.

 

Mit besten sportlichen Grüßen

Uli Hesse